History

Wie alles begann…

Als ich im Jahre 2008 einen Jugendtraum verwirklichte (mit 53), dachte ich keinen Augenblick daran, dass sich daraus eine tiefe Verbundenheit mit diesem faszinierenden Land und gar ein Projekt ergeben würde. Auf einem Bauernhof aufgewachsen und seit Kindsbeinen eine Pferdenärrin, wollte ich endlich mal mit Sack und Pack in einem Land unterwegs sein, in dem Pferde zum Alltag gehören und Kinder fast eher reiten als laufen lernen. Das von Tian Shan Tours ausgeschriebene Pferdetrekking in Kirgistan war da genau das Richtige.

Nicht nur waren die Bücher alt und zerfleddert- es hatte auch nicht genügend Exemplare
Bisher vorhandene Lehrmittel

Beruflich eng mit der Schule verbunden war es naheliegend, dass ich mich auch für den Schulbetrieb interessierte. Es war augenfällig, dass Schule und Lehrpersonen ein hohes Ansehen haben, aber kaum brauchbares Material vorhanden war. Deshalb regte ich nach meiner zweiten Reise im Jahre 2010 eine Partnerschaft zwischen der Sekundarschule Bruggfeld (VSG Bischofszell) und der Dorfschule Kyzyl-Too im Oblast Naryn an. So kam es zum Aufbau einer Projektgruppe von Schülerinnen und Schülern unter meiner Leitung und mit Einbezug der Lehrerschaft.

Rustam im Labor in Bishkek

Unabdingbar ist bei einem solchen Projekt eine verlässliche Verbindung vor Ort, zählt doch auch in Kirgistan die Korruption zu den Hauptübel-keiten. Mit Rustam Tashtanov konnte ich einen Kirgisen gewinnen, der selber über genügend Bildung und Englischkenntnisse verfügt, um ein solches Projekt zu begleiten.Rustam Tashtanov wurde 2011 zum Ortsvorsteher von Kyzyl-Too und Kara Bulun gewählt und so war es naheliegend, dass diese zweite Schule ebenfalls ins Projekt eingebunden wurde.

Schwerpunkte

Aida und Asel
Aida und Asel im Bruggfeld

Ein Höhepunkt der Partnerschaft war sicherlich der Besuch der zwei Lehrerinnen Aida und Asel im Sommer 2013. Sie weilten zwei Wochen bei uns zuhause und lernten durch vielerlei Besuche ansatzmässig unser Schulsystem und unsere Ausbildungswege kennen.

Im Gegensatz zu unserem System, in dem viel Wert auf individuelle Förderung gelegt wird, findet in ihren Dorfschulen ein zentrierter Unterricht statt und es wird kaum auf persönli-che Stärken und Schwächen eingegangen. Bei meinen Unterrichtsbesuchen wird auch viel über Verbesserungsmöglichkeiten gesprochen. Positive Rückmeldungen kennen die Lehrpersonen kaum und so sind sie jeweils sehr empfänglich für Ideen und Tipps.

Beim Diktat oder während Prüfungen wird oft geschummelt – meist ohne Konsequenz, da die Lehrpersonen an den Leistungen ihrer Schülerinnen und Schülern gemessen werden…
Das neu erworbene Material wird jeweils der ganzen Schülerschaft präsentiert

Wir konnten zudem sehr viele Lehrmittel finanzieren und so den Unterricht sicherstellen. Zuvor waren die Lehrbücher nur in ungenügender Anzahl und schlechter Qualität vorhanden. Viele Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Bruggfeld haben durch ihre Mithilfe am Adventsmarkt und anderen Anlässen mitgeholfen, das nötige Geld zusammen zu bringen. Gleichzeitig haben sie mit ihrem Engagement eine gute Visitenkarte der Schule abgegeben.

Die Schülergruppe umfasste bis zu 40 Schülerinnen und Schüler
Das letzte Mal am Adventsmarkt (November 2019)

Inzwischen bin ich pensioniert und habe im Sommer 2020, nach 10 Jahren, die Projektgruppe aufgelöst. Trotzdem läuft das Projekt weiter und ich pflege den Austausch mit den Leuten vor Ort regelmässig. Solange es meine Gesudheit erlaubt, werde ich auch immer wieder in dieses wunderschöne Land reisen und vor Ort die dringendsten Anschaffungen besprechen.

Christa Liechti-Gerber